Memphis – nur Graceland oder noch mehr? – Teil 1

Teil 1: The Peabody Ducks und Slave Heaven Underground Museum.

Memphis – die Heimatstadt von Elvis, Graceland und den Sun Studios. Was aber passiert, wenn man all diese Orte nicht besucht? Was hat Memphis dann noch zu bieten? Es gibt die Peabody Ducks, das Slave Heaven Underground Museum, die Beale Street und vieles mehr. Ohne viele Erwartungen angereist, hat Memphis uns am Ende doch gut gefallen.

Memphis ohne Elvis und Graceland

Um es gleich vorneweg zu sagen: wir haben uns weder Graceland, noch die Sun Studios angeschaut. Wir wollten Memphis anders erleben, weniger Elvis-lastig. Außerdem waren für uns die Preise reine Geschäftemacherei.

The Peabody Ducks

Ein wenig schräg sind die Peabody Ducks. Das Peabody Hotel ist ein Luxushotel in der Innenstadt von Memphis. Das Hotel besteht in dieser Form seit 1925, seit den 1930er Jahren gibt es die Tradition der Peabody Ducks. Das Hotel ist in klassischen Stil gehalten (laut wikipedia heisst der Stil italienische Renaissance). Für mich heißt das: man findet hier die großen, gemusterten Teppiche der alten Hotels, viel golden glänzende Farbe, die Deckenlampen und der Brunnen sind opulent, es dringt wenig Tageslicht in die Lobby und es wirkt etwas dunkel. In diesem Brunnen schwimmen die fünf Peabody Ducks (Peabody Enten). Tatsächlich wohnen die Enten auf dem Dach des Hotels. Jeden Tag um 11 Uhr morgens werden die Enten durch den Fahrstuhl vom Dach herunter geleitet, die Enten laufen dabei selber einen roten Teppich entlang. Um 17 Uhr findet der umgekehrt Weg statt, vom Brunnen ins Dachgeschoss.

Der Brunnen befindet sich in der Mitte des großen Foyers. Hier befinden sich außerdem eine Bar und einige Sitzgelegenheiten. Man darf hier nur auf den Stühlen sitzen, wer sich auf den Boden vor dem Brunnen setzt wird weggeschickt. Wir haben uns das Spektakel vom ersten Stock aus angeguckt. Dieser besteht aus eine rechteckige Empore von der aus man die Enten sehen kann.

Wir waren fast eine Stunde vorher da (um kurz nach 4), die Sitzplätze im Erdgeschoss waren alle schon besetzt. Der Weg der Enten zum Aufzug ist mit Absperrungen markiert, dahinter können die Zuschauer stehen. Der Weg selber ist nicht lang, geschätzt vielleicht 10 Meter. In dem Hotel stehen überall Menschen, im Erdgeschoss und auf der Empore im ersten Stock.  Man sollte mindestens eine halbe Stunde vorher da sein, sonst sieht man nichts.

Es taucht dann der „Duckmaster“ (übersetzt „Herr der Enten“) auf und gibt den Enten das Kommando vom Brunnen in den Aufzug zu laufen. Die Enten folgen und watscheln zum Aufzug. Nach zwei Minuten ist auch schon alles vorbei.

Natürlich hätten wir nicht so früh da sein müssen, aber letztendlich war es viel Wartezeit für am Ende nicht viel. Es ist ganz lustig, aber die Frage ist schon, warum sind eigentlich so viele Leute da? Und warum bin ich selber eigentlich da?

Wer um 11 oder 17 Uhr in der Nähe des Hotels ist, kann das mitnehmen. Extra deswegen planen würde ich aber nicht.  Das Peabody Hotel zu sehen ist nett, es ist ein altes, traditionsreiches Hotel. Auch die Vorstellung, dass seit 90 Jahren die Ententradition besteht ist ganz lustig. Die Enten sind übrigens die stinknormalem Enten, die bei uns in jedem Fluss leben: Männchen grüner Kopf grauweißer Körper, Weibchen eintönig braun (Stockenten).

Lustig ist, dass die Enten durchaus wissen, dass ihr großer Auftritt bald kommt. Wir waren mittags (so 13-14) Uhr im Peabody Hotel. Da sind die Enten ganz entspannt im Wasser des Brunnen geschwommen. So ab halb fünf haben sie regelrecht „getrohnt“ und gegackert.

Das Hotel ist komplett unter dem Motto „Enten“ gehalten. Es gibt einen Souvenirshop der hunderte von Varianten von Entensouvenirs anbietet (Enten auf Kleidung, Spielzeug, Geschirr, Enten als Stofftier, Seifenspender, Statue, Enten, Enten, Enten…)

Wie sagt man? Im Süden ist alles ein wenig schräg, hier gibt es eigenen Traditionen. Die Peabody Ducks gehören wohl dazu.

149 Union Ave, Memphis, TN 38103, USA

http://www.peabodymemphis.com/

Slave Heaven Underground Railroad Museum

Im 19.Jahrhundert gab es im Süden der USA eine Reihe von sicheren Häusern und Strecken, wo sich entflohene Sklaven auf der Flucht verstecken und ausruhen konnten. Dieses Netz an Häusern heißt „Underground Railroad“ – unterirdische Eisenbahnlinie. Wörtlich ist das nicht zu verstehen, es gibt keine unterirdischen Wege. Memphis liegt für Südstaatenverhältnisse weit im Norden, die entflohenen Sklaven hatten hier oft schon eine weite Strecke hinter sich. Daher war Memphis ein wichtiger Anlaufpunkt.
Unterwegs waren die Flüchtigen in der Regel nachts, tagsüber mussten sie sich verstecken. Im Burkle Estate gab es ein unterirdisches Versteck, das nicht auffindbar war für Kontrolleure.

Das Burkle Estate ist ein mittelgroßes Haus von 1849.Gebaut wurde es vom deutschen Einwanderer Jacob Burkle. Es gibt eine Tür auf der Vorderseite, die aussieht wie ein Eingang. Tatsächlich liegt der Eingang aber auf der Rückseite des Gebäudes, von der Straße abgewandt. Es läuft kaum jemand zur richtigen Tür rein, alle nehmen die Vordertüre. Man wird von den Damen des Museum empfangen und durch die Nebenräume des Gebäudes gelotst. Dann steht man am eigentlichen Eingang an der Rückseite des Gebäudes und am Empfangstresen.

Hier kann man einen begleiteten Rundgang durch das Haus buchen. Anhand von Bilder und Geschichten von Einzelpersonen wird die Geschichte der Sklaverei erzählt. Man läuft in der Gruppe von Raum zum Raum. Es werden viele kleinen Anekdoten erzählt, ein Beispiel: eine Sklavin hat drei kleine Kinder, 10, 6 und 2. Die Sklavin wird verkauft und der neue Besitzer möchte nur zwei Kinder kaufen. Welche beiden wird er auswählen? Die beiden Ältesten, da sie schon Baumwollen pflücken können und das Kleine noch nicht.
Solche Geschichten sind grausam, ohne Frage. Aber neu waren sie für uns nicht. Für einige der US-Amerikaner der Tour offensichtlich schon. Die waren sichtlich schockiert von der Info. Wenn mein Eindruck stimmt, und die breite Masse in den USA solche Dinge wirklich nicht weiß, sind solche Museen umso wichtiger um die Aufklärung voranzutreiben.

Die letzte Station der Tour führt ins Musikzimmer. Hier hat die Dame der Tour ein Lied aus der Sklavenzeit gesungen und dabei den geheim Code in diesem Lied dechiffriert. So ist es in verstecktes Plädoyer an die Freiheit. Beeindruckend war wie gut die Dame singen konnte. Das hat uns wirklich begeistert, einfach so aus dem nichts kommt ein unglaublicher Gesang daher.

Die Tour zeigt auch das unterirdische Versteck für die Flüchtigen, wodurch das Gebäude erst zum „Safe House“ (sicheres Haus) und Teil der „Underground Railroad“ („unterirdische Fluchtstrecke“) wurde.

Die Tour lebt von den Geschichten und Anekdoten der Tour Guides. Auch wenn man bereits vieles über die Sklaverei weiß, erfährt man noch Neues. Am Ausgang gibt es einen kleinen Laden mit einigen Büchern zum Thema Sklaverei, Bürgerrechtsbewegung, Befreiung von Sklaven. Es gibt nicht viele Bücher, aber das was es hat ist bemerkenswert. Hier gibt es viele unbekanntere Autoren, abseits der Bestellerlisten. Ich habe mir ein Buch über Nate Turner und den Sklavenaufstand gekauft.

Die Sklaverei ist ein dunkles Kapitel der Geschichte der USA, aber eben ein zentrales. Wenn man im Süden der USA reist, sollte man mindestens ein Museum zu dem Thema besucht haben. Da findet inzwischen viel Aufklärungsarbeit statt. Es wird versucht die Geschichte der Sklaven so gut eben möglich zu erzählen. Das sieht man auch bei allen Plantagen. (siehe Südstaatenplantagen). Auch über die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King gibt es viele Ausstellungen.

Slave Haven Underground Railroad Museum
826 North 2nd Street, Memphis, TN 38107
T: 901.527.3427 / 901.527.7711

Eine Tour kostet 10 Dollar.

Das Museum liegt ein wenig außerhalb der Innenstadt. Ab Beale Street sind es 4 Kilometer. Das Burkle Estate selber befindet sich in einem Wohngebiet. Wir waren uns zuerst gar nicht sicher, ob wir richtig sind. Es sah eigentlich aus, wie ein ganz normales Wohnhaus. Parken konnten wir einfach am Straßenrand davor.

Auf Wikipedia steht, es gibt Historiker die bestreiten, dass hier im Burkle Estate tatsächlich flüchtigen Sklaven geholfen wurde. Dazu kann ich nichts sagen, ich beschreibe, was im Museum erzählt wurde.

Der Artikel wird fortgesetzt in:

Memphis – nur Graceland oder noch mehr? Teil 2: Beale Street, Downtown Memphis, National Civil Rights Museum

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