Das Biospärenreservat Sian Ka’an: UNESCO-Weltnaturerbe südlich von Tulum

Sian Ka‘an ist ein Naturschutzgebiet südlich von Tulum, das ein Ökosystem aus Regenwald, Feuchtgebieten sowie Meeres- und Küstenregionen umfasst. Es finden regelmäßig Tagestouren dorthin statt. Für diese Touren gibt es mehrere Optionen. Die Küstenroute führt bis zu dem kleinen Örtchen Punta Allen und beinhaltet diverse Gelegenheiten Meerestiere und Vögel zu sehen, außerdem ein Ausflug zu einer Lagune und Zeit zum Schnorcheln.

Was ist Sian Ka’an?

Sian Kaan ist ein riesiges Naturschutzgebiet und Weltkulturerbe der UNESCO, das eine Fläche von 5200 Quadratkilometern umfasst. Das Naturschutzgebiet befindet sich in Yucatan an der Ostküste, südlich der Touristengegend Playa del Carmen. Im Gegensatz zu Playa del Carmen oder auch das deutlich bekanntere Cancun, weiter im Norden der Yucatan Küste, ist Sian Kaan kaum besiedelt, zum großen Teil gibt es auch kaum Infrastruktur. Einziger „Ort“ im Areal ist Punta Allen, hier führen jedoch nur Offroad Wege hin. Es gibt keine geteerten Straßen und Wege. Es gibt in Punta Allen und auf der Fahrtstrecke dorthin vereinzelt Übernachtungsmöglichkeiten, jedoch sehr wenige.
Im dicht besiedelten, doch eher touristisch ausgerichteten Osten von Yucatan ist Sian Ka’an ein riesiges Stück unberührter Natur – ein weit verzweigtes Kanalsystem von Wasserstraßen und Mangroven im Sumpf. Es bietet Schutz für vielfältige Tier- und Pflanzenarten.

Touren nach Sian Ka’an im Kleinbus

Für 100 Dollar (oder mehr) kann man eine Tour im Kleinbus dorthin buchen. Die Fahrtstrecke ab Playa del Carmen bis zum Eingang von Sian Ka’an beträgt ca. 2 Stunden (130 km), man fährt südlich entlang der Küstenstraße.

Sian Kaan ist ein riesiges Areal. Zwei Routen in diesem Gebiet sind denkbar: die Küste entlang bis Punta Allen oder Land inwärts über Muyil. Beim Buchen der Tour wurden uns diese beiden Optionen nicht angeboten, nur die Tour nach Punta Allen. Wir durften zwischen zwei anderen Dingen wählen: eine normaler 10 Personen Tourbus mit Fahrer oder ein Offroad Jeep, den man selbst fährt.

Die Tour findet (laut Reiseagentur) nicht jeden Tag statt. Wir hatten nur die Auswahl zwischen Mittwoch, Freitag und Samstag. Angeblich gab es für den von uns gewünschten Tag keine Jeeptouren. Dazu später mehr. Uns war das Recht, wir wollten sowieso mit dem Kleinbus fahren. Die Tour beginnt sehr früh am morgens, wir mussten schon um fünf los. Der Bus fährt wieder seine Tour, sammelt mehrere weitere Personen auf dem Weg ein und die ersten zwei Stunden ist alles recht entspannt. Man fährt an Tulum vorbei, hier treffen sich alle Busse und fahren als Gruppe zum Naturpark.

Mehrere Stunden Offroad: Küstentour bis Punta Allen

Ab diesem Punkt wird die Fahrt interessant. Der Bus fährt langsam über eine völlig unebene „Straße“, wobei Straße schon fast zuviel gesagt ist. Es gibt riesige Löcher, die Straße ist völlig uneben (ungeteert natürlich), überall wachsen riesige Bäume, deren Äste in die Straße reichen und man wird ohne Ende durchgeschüttelt. Dicke Äste streichen nur wenige Zentimeter am Fenster vorbei, man fährt ständig durch Löcher oder an Löcher vorbei und es ist wirklich anstrengend. Die Fahrzeuge kommen nur extrem langsam voran. Nach 30 Minuten wurde an einem Aussichtspunkt gestoppt. Danach ging die abenteuerliche Fahrt noch mehr als drei Stunden weiter. Man fühlt sich im Bus nicht wahnsinnig gut, alle haben das Ende der Fahrt herbeigesehnt. Wer hier Probleme hat, sollte unbedingt vorne sitzen. Die beiden Beifahrersitze waren frei, wir hatten nur einen Spanisch sprechenden Fahrer, der Tour Guide saß in einem anderen Fahrzeug.
In Punta Allen sind alle komplett erledigt. Ich muss zugeben, während der Fahrt habe ich nicht viel von der Natur gesehen.

In Punta Allen gibt es einen kleinen Snack und eine kurze Pause für alle. Wer abends einen Hummer will, kann diese vorbestellen. Das Restaurant ist sehr schön gemacht, sehr urige Holzkonstuktionen für den Schatten und insgesamt sehr passend für die Gegend. Es ist gar kein Gebäude, sondern nur eine Überdachung.

Bootstour zum Korallenriff und zu Bird Island

Die Gruppe (ca. 40 – 50 Personen) wird nun unterteilt in Spanischsprechende und Englischsprechende. Man soll sich in Kleingruppen von sechs Personen auf kleine Boote verteilen. Die kleinen Motorboote fahren dann los aufs offene Meer, nicht alle in eine Richtung aber in Blöcken gruppiert. Wir haben hier Delphine gesehen (damit war fast zu rechnen). Vermarktet werden die Sian Ka‘an Touren immer mit dem Hinweis auf große Meeresschildkröten, die man sehen kann. Meeresschildkröten sind sehr scheu, es gehört viel Glück dazu eine zu sehen. Wir hatten Glück und es ist eine ganz kurz aufgetaucht, hat die Boote gesehen und ist sofort in die Tiefen des Meeres verschwunden. Sichtbar war die Schildkröte maximal drei Sekunden.

Die Fahrt über dem Meer ist dennoch ganz wunderbar. Das Meer schimmert in vielen Blau- und Türkistönen, die Küste sieht vom Wasser wunderschön aus. Nach einiger Zeit erreicht man ein Riff. Hier ist Schnorcheln angesagt. In unserem sechs Personen Boot gab es einen „Bootsführer“, der auch die Schnorcheltour für die sechs Personen geleitet hat. Lustig war, dass er in seinen kompletten Klamotten ins Wasser gesprungen ist (lange Hose, langes Oberteil) und so geschwommen ist. Nach einigen Minuten ist die Schnorcheltour vorbei und man geht wieder aufs Boot.

Als nächstes fahren die Boote weiter zur „Bird Island“. Das sind zwei kleine Mangroveninseln die randvoll mit Vögeln sind. Hier sieht man diverse Arten, in Sian Kaan gibt es 379 verschiedene Vogelarten. Die Boote fahren langsam zu den beiden kleinen Inseln, die Vögel interessieren sich nicht für die Besucher und man hat viel Zeit schöne Fotos zu machen.

Danach halten die Boote in einer Lagune, man befindet sich noch weit im Meer, das Wasser ist aber flach (ca. hüfthoch) und man kann zum Strand laufen. Nach einem kurzen Zeitraum zum Baden, wird man wieder in den Booten nach Punta Allen gefahren.

Wieder zurück in Punta Allen: Abendessen und Rückfahrt

In Punta Allen herrscht dann ein wenig Chaos, weil alle ihre nasse Badekleidung ausziehen und sich umziehen. Es gibt dann noch ein Büffet mit Abendessen und später macht man sich auf den Rückweg.

Die Rückfahrt ist wieder extrem anstrengend, diesmal weiß man, was einen erwartet und das macht es nicht besser. Nach viel Geschaukel und langer Fahrt erreicht man wieder die Straße 307 und Tulum. Auf der Rückfahrt fuhr die mexikanische Armee direkt vor uns, ebenso auf der schlechten Straße, genauso langsam aber dafür mit mehreren Soldaten, die auf der Ladefläche mit Maschinengewehr standen.

Weitere Touroptionen: Selbstfahrende Offroad Touren

Wir oben erwähnt, uns wurde gesagt, Jeeptouren seien nicht verfügbar für den Tag. Es sind jedoch viele Jeeps in der Schlange mitgefahren. Ob das aber so toll gewesen wäre, bezweifle ich. Die Gäste fahren selbst, es gibt keinen Fahrer. Dennoch sitzen vier Personen im Jeep, wenn man also nur zu zweit ist, muss man sich mit zwei fremden Personen absprechen, wer wann fährt. Die Jeep Touren waren sogar noch teurer als die Bustouren. Es sollte einem vor Buchung unbedingt klar sein, dass man den Jeep nicht für sich hat.

Auf der Hinfahrt haben einige Busse angehalten. Manche der Gruppen sind am Aussichtspunkt nicht wieder in die Busse gestiegen sondern in Boote und haben wohl über das Wasser Punta Allen erreicht. Warum uns das nicht angeboten worden war, kann ich nicht sagen. Es wäre aber auf jeden Fall eine Option gewesen. Dann hätte wir nicht so lange im schaukelnden Bus sitzen müssen.

Einfahrt über Muyil

Es gibt noch die Option über Muyil, weiter südlich in das Reservat einzufahren. Hier gibt es Maya Ruinen und man sieht mehr das Landesinnere: Süßwasser, Mangrovenwälder, Manatees (Seekühe), den Dschungel, Sumpfgebiete und viele Tiere. Wir haben die Tour im Landesinneren nicht gemacht, ich kann dazu wenig sagen. Für die Zukunft würde ich aber gerne mal hier her.

Naturschutzgebiet

Man merkt hier sehr, dass es ein Naturschutzgebiet ist. Schwimmen mit Schildkröten ist nicht erlaubt (sehr gut), auch die Delphine wurden nicht gehetzt oder eingekreist. Die Bootsfahrer waren hier sehr routiniert. Zudem gibt es nur wenige Gebäude, über lange Strecken ist die Natur völlig unberührt.

Ablauf der Tour – Informationen und Anmerkungen

Unser Tour Guide ist irgendwann in der Nähe von Tulum aufgetaucht, hat sich kurz vorgestellt und war dann bis Punta Allen nicht mehr gesehen. Es gab nur einen englischsprechenden Tour Guide für die komplette Gruppe. In Punta Allen hat er wieder mit uns geredet und sich entschuldigt, dass er nicht in allen Bussen gleichzeitig sein kann. Unserer Fahrer im Bus war sehr nett, aber leider kann er gar kein Englisch und wir nur sehr wenig Spanisch. Die Kommunikation im Bus hat nur funktioniert, da zwei Spanier auf Urlaubsreise, die sehr gut Englisch konnten, mit im Bus saßen und so für die verbliebenen 5 Englischsprecher übersetzt haben. Ohne die beiden hätte wir grundlegenden Informationen mit dem Fahrer austauschen können, mehr aber nicht. So konnte sie einige Anekdoten übersetzten, was wirklich super war.

Übers Essen braucht man sich nicht Gedanken machen: bei diesen organisierten Touren gibt es immer genug. Das Mittag- und Abendessen ist kein Gourmetessen, es war aber völlig in Ordnung.

Die Fahrt ist sehr lang, wir sind ab Playa del Carmen in einem Tagesausflug gefahren. Das würde ich heute nicht mehr machen. Ich würde in Tulum übernachten und ab dort fahren. Vielleicht auch zwei oder drei Nächte in Tulum, dann kann man einen Tag nach Muyil und einen nach Punta Allen.

Eine zweite Option ist, in Punta Allen oder irgendwo in Sian Ka’an zu übernachten. Hier gibt es Online ein paar Optionen, z.B. im Zelt am Strand übernachten. Das wär sicher auch schön. Hier morgens und abends mit weniger Andrang sein, bevor die Tagesausflüge ankommen. Wie man hier alleine hin kommt, weiß ich nicht. Spontan würde ich sagen, mit einem gemieteten Jeep. Angeblich gibt es auch einen Collectivo bis hierher.
Nicht buchen würde ich die Offroad Tour mit vier Personen pro Jeep, das wär mir zu teuer für zu wenig Leistung. Ich würde nachfragen, ob ich Punta Allen ganz oder teilweise per Boot erreichen kann um nicht nochmal solange auf der schlechten Straße fahren zu müssen.

Abschließend möchte ich noch jedem empfehlen Sian Ka‘an zu besuchen. Es ist so wunderschön hier, mit ein paar organisatorischen Tipps kann man den Ausflug hierhin auf jeden Fall genießen. Ich würde jederzeit wiederkommen.

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