Das Kennedy Space Center

Von allen Freizeitparks in Orlando ist das Kennedy Space Center der Unbekannteste. Im Gegensatz zu den anderen Parks befindet sich das Kennedy Space Center nicht in Orlando, sondern ein wenig abseits an der Atlantikküste. Von hier wurden sowohl die Apollo Missionen als auch die Space Shuttle Flüge gestartet. Bis 2011 starteten alle bemannten Raumflüge der USA hier. Es finden derzeit weiterhin regelmäßig Raketenstarts und auch Landungen statt. Teile des Areals sind für die Öffentlichkeit zugänglich und können besichtig werden.

Lage und Erreichbarkeit

Das Kennedy Space Center befindet sich an der Atlantikküste Floridas, genau mittig zwischen Jacksonville und Miami. Von Orlando erreicht man das Kennedy Space Center sehr einfach in einer Stunde (85 Kilometer) von Miami ist es etwas weiter entfernt. Nahe gelegene Strände sind Daytona Beach und Cocoa Beach.

Generell bin ich kein großer Fan von Freizeitparks in den USA, Disneyland beispielsweise hat mich gar nicht gereizt. Beim Kennedy Space Center war das anders. Hier geht es nicht primär um Entertainment und viel Gedöns, sondern es soll die Geschichte der Raumfahrt erzählt werden. Alles steht unter diesem Motto, es gibt viele interessante Informationen dazu und viel zu sehen.

Kennedy Space Center beschreibt ein großes Areal, von dem nicht alle Teile öffentlich zugänglich sind. Die NASA betreibt auf dieser kleinen Insel vor Cocoa Beach ihren Weltraumbahnhof, direkt daneben befindet sich Cape Canaveral, von wo noch heute Raketen ins Weltall starten. Große Teile der Inseln sind unbebaut und sind so ein wichtiges Naturschutzgebiet.

Besucherzentrum Rocket Garden und Bustour

Parken kann man problemlos (wenn auch gebührenpflichtig) vor den Eingängen des Visitor Center. Generell ist Parken in den USA meistens unproblematisch. Mit einer Tageskarte erhält man Zutritt zum Rocket Garden, übersetzt der Garten der Raketen. Hier gibt es diverse ausgemusterte Raumfahrttechnik zu besichtigen, spektakulär ist dabei vor allem die pure Größe der Raketen, die sich erst so richtig verdeutlich, wenn man um die Raketen herum läuft. Außerdem gibt es eine Raumkapsel zu sehen, die wirklich winzig ist. Große Männer können sich gerade so hineinquetschen.

Im Rocket Garden starten auch die Bustour durch das Areal. Es ist nicht möglich, mit einem eigenen PKW zu fahren, man muss die Bustour buchen. Der Bus hält mehrmals während der Tour an, an den größeren Attraktionen kann man so viel Zeit verbringen, wie man möchte und einfach in den nächsten Bus einsteigen und weiterzufahren. Das ist alles recht simpel und läuft organisatorisch einwandfrei.

An den Stopps gibt es verschiedenen Dinge zu sehen: man fährt an einem riesigen Industriehalle vorbei, das Vehile Assembly Buildung – also das Gebäude in dem die Raketen zusammengebaut werden (wörtlich: Gebäude um Fahrzeuge zusammenzubauen). Außerdem sieht man einige Startrampen sowie den Motor der ersten Mondmission.

Der nächste größere Stopp ist die Ausstellung über die Apollo Missionen, hier gibt es alle Informationen zum Apollo Programm sowie den Astronauten. Außerdem werden diverse Raketen, Raumanzüge, Geräte und auch ein Mondstein ausgestellt. Highlight dieses Halts ist die Saturn V, die größte je geflogene Rakete, die innerhalb der Eingangshalle horizontal in ca. 5m Höhe platziert ist. So kann man unter dem Rumpf entlang spazierend die Rakete in ungewohnter Perspektive perfekt von außen besichtigen. Einen weiteren Stopp gibt es über die Space Shuttle Missionen.

Man sieht die Kommandozentrale der Apollomission, so wie man es auf dem Fernsehen kennt. Hier wird ein Film gezeigt mit 4-D-Effekten, also Special Effects die den Start einer Rakete imitieren. Das ist durchaus gut gemacht und unterhaltsam, wenn auch mit viel amerikanischem Kitsch.

Immer wieder fährt man an Startrampen vorbei. Startrampe klingt ein wenig unspektakulär, die zu sehenden Plattformen sind genau das Gegenteil. Die Startrampen sind eine hoch komplexe Angelegenheit, mit viel Technik und vielen Einzelelementen.

Nach ca. drei Stunden ist man wieder zurück am Ausgangspunkt, dem Rocket Garden. Hier gibt es noch den Astronaut Encounter, wo Astronauten auftreten und Fragen beantworten sowie das IMAX 3-D-Kino. Als ich dort war, lief ein Film über das Hubble Teleskop, inzwischen läuft einer über die Marsmission.

Spezialtour:
Vehicle Assembly Building

Abseits dieser Standardtour, kann man mehrere Spezialtouren buchen. Wir hatten das so gar nicht geplant, aber da ein Raketenstart zwei Tage später stattfand, wollten wir unbedingt nochmal wiederkommen.

Hier ist ein Bericht über unsere Erlebnisse bei einem Raketenstart.

Zusätzlich haben wir noch die Spezialtour im Vehicle Assembly Buildung gemacht. Zum normalen Eintritt, muss man eine extra Tour buchen, die auch nochmal zusätzlich kostet. Dennoch war es das wert. Diesmal fuhren wir nicht nur am Gebäude vorbei, sondern wurden hereingeführt. Zum Gebäude selbst nur zwei Wörter: unfassbar riesig. Es ist das höchste Gebäude mit nur einem Stockwerk. Mittig im Raum ist ein riesiger leerer Raum, wo die Raketen zusammengebaut werden. Seitlich sieht man diverse Treppen und Zugänge, man kann sich sehr gut vorstellen, wie hier gebaut wird. Viel vom Gebäude sieht man allerdings nicht. Die Tourgruppe wird ungefähr 50 Meter reingeführt und muss dann hinter den Absperrungen bleiben.

Eine Dame, die dort wohl arbeitet oder gearbeitet hat, hat der Gruppe viele interessante Dinge erzählt, wie gebaut wird, welche Materialen verwendet werden, welche Probleme dabei entstanden und wie diese gelöst wurden. Ich hatte das Gefühlt, die Dame hatte großen Spaß daran, das alles zu erzählen und hätte noch lange weiterreden können. Leider wurde sie unsanft von unserem Tour Guide unterbrochen und wir mussten quasi zum Bus rennen, da die nächste Tourgruppe schon vor der Tür stand.

Ist das Kennedy Space Center einen Besuch wert?

Für mich ganz klar ja! Ich muss dazu sagen, ich habe kein riesiges Interesse an Ingenieurstätigkeiten, ich bin kein Raumfahrt-Enthusiast und ich bin auch kein leidenschaftlicher Fan der NASA, des Fliegens, des Weltalls oder ähnliches. Daher war ich etwas kritisch, ob das Kennedy Space Center den Eintritt wert ist, ob mich das alles interessiert und vor allem, ob nicht zwei Tage doch zu viel sind (der Raketenstart war erst abends, daher galt es noch ungeplant einen zweiten Tag dort zu verbringen).

Es gibt viel zu sehen dort: eine Mischung aus interessanten Fakten und technischen Zusammenhängen innerhalb der Ausstellungen, unterhaltsamer Vorführungen (Entertainment), Besichtigung spektakulärer Originalschauplätze und ehemaliger Raumfahrttechnik auf den Bustouren. Außerdem gibt es diverse buchbare Zusatztouren. Auch die Bustouren sind spannend und interessant. Man kann sein Wissen über die Raumfahrt deutlich erweitern, ohne, dass es trocken wird. Ein wenig amerikanischer Kitsch und Pathos schwingt immer mit, aber das stört nicht weiter. Man wird auch immer in den obligatorischen Gift Shop, also den Souvenirladen, gekarrt, aber das ist in den USA eben so. Die Restaurant sind auch in Ordnung und nicht arg überteuert.

Die Busfahrer und Tour Guides haben alle große Entertainment Qualitäten, in meinem Fall waren es mehrfach ältere Herren, Veteranen der Armee, die sichtbar Spaß an ihrem Job hatten und einen so absolut mitreißen können. Die obligatorischen Witze während der Fahrt gehören dazu, und waren gar nicht mal schlecht. Zudem waren alle sehr hilfsbereit und Fragen wurde gerne freundlich und ausführlich beantwortet. Man kann hier ohne Probleme einen Tag verbringen, ich würde jedem raten, das Kennedy Space Center zu besuchen.

Naturreservat Manatee:
Lustige Info am Rande

Laut Wikipedia ist nur 9 % der Insel bebaut, der Rest ist ein Naturreservat in dem viele geschützte Tierarten einen Lebensraum finden. Die Busse fahren die Standardrouten, ansonsten ist nicht viel Verkehr, nur noch ein paar Angestellte. Lustigerweise konnten wir vom Bus aus ein Manatee, also eine Seekuh sehen. Die ist dort im Kanal geschwommen. Laut Tourguide kann man die öfter sehen. In der Everglades hatte ich leider kein Glück, aber hier im Kennedy Space Center war ein Manatee zu sehen.

Am besten erreicht man das Kennedy Space Center von Orlando in einer Stunde Fahrzeit (Highway 408, 528, 407, oder einfach Beschilderung folgen). Alternativ kann man in Daytona oder Cocoa Beach übernachten, dann ist man noch näher.

Parken kostet 10 Dollar, eine Tageskarte für Erwachsene 50 Dollar.

Kennedy Space Center Visitor Complex, Kennedy Space Center, SR 405, Titusville, FL 32899, United States

Öffnungszeiten: 9 – 18 Uhr

http://www.kennedyspacecenter.com

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