Root Bridge in Cherapunjee (Sohra) im Süden von Meghalaya

Eine außergewöhnliche Attraktion findet man in Meghalaya: hier gibt es die Region typischen „Root Bridges“ (also Brücken aus Baumwurzeln). Die natürlichen Brücken entstanden über viele Jahre durch die Baukunst der indigenen Bewohner (auch übersetzbar als Stämme). Es gibt mehrere dieser Brücken im Süden von Meghalaya, in Tyrna haben wir eine davon besucht.

Wie entstehen diese natürlichen Brücken (Root Bridges)?

Die Brücken entstehen aus den Wuzeln des Gummibaums, auch indischer Kautschukbaum genannt (Rubber Fig Tree, Ficus Elastica). Durch die Handwerkskunst der Khasi und Jainta (beides Stämme des südlichen Meghalaya) wachsen die Baumwurzeln über die Jahre und bilden eine Brücke über den Fluss. Da die Brücken aus lebendem organischem Material sind, werden diese über die Jahre fester und stabiler. Unter günstigen Bedingungen erhalten sich diese Brücken über Jahrhunderte selbst. Alles in allem sein sehr faszinierenden Prozess und eine Fähigkeit in Einheit mit der Natur zu leben, wie es nur indigene Völker beherrschen.

Ritymen Root Bridge in Tyrna bei Cherapunjee

Es gibt in und um Cherapunjee aber auch in den Jainta Bergen diverse dieser natürlichen Brücken. Wir haben die Ritymen Root Bridge besucht.

Die Ritymen Root Bridge ist erreichbar über das kleine Örtchen Tyrna von Cherapunjee (12 km, 30 Minuten). Wir haben in Cherapunjee übernachtet, so war die Anfahrt kein Problem für uns. Man könnte ebenso vom bekannteren Shillong anreisen (ca. 2 ½ Stunden). Ein eigener Fahrer ist aber nötig, man befindet sich abseits der großen Städte und sollte sich nicht auf öffentliche Verkehrsmittel verlassen.

Zuerst erreicht man die Ritymen Root Bridge. Setzt man den Abstieg weiter fort kommt man zur Umshiang Double Decker Root Bridge, ein Doppeldecker, das heißt es gibt zwei übereinander verlaufende Brücken am gleichen Ort.

Abstieg zur Ritymen Root Bridge

Am Eingang steht ein Schild „3 km zur Double Bridge“. Das ist etwas untertrieben, es handelt sich um 3 Kilometer Treppenstufen. Der Abstieg zur Brücke ist extrem anstrengend. Wir sind nur bis zur ersten Brücke, der einfachen Ritymen Brücke gelaufen.

Der Treppenabstieg ist soweit noch machbar. Wir waren mit einer größeren Gruppe unterwegs, größtenteils Sportler und fitte Personen. Beim Abstieg läuft man sehr viele Treppenstufen. Am Eingang zu den Brücken haben uns allen ein wenig die Oberschenkmuskel gezittert, aber das ging noch.

Es gibt einen örtlichen Touristenführer, der einen begleitet. Am Eingang werden Bambusstäbe als Laufhilfe vermietet. Macht durchaus Sinn, denn Geländer gibt es an der Treppe selbstverständlich nicht.

Man läuft an einigen kleineren Gebäuden vorbei, es gibt immer wieder Gelegenheiten Getränke zu kaufen. Die Bewohner verlangen einen geringen Eintritt für die Brücken, 10 Rupien pro Person und weitere 10 Rupien pro Kamera. Letztendlich vernachlässigbar, selbst wenn man für Fotoapparat und Handy Eintritt zahlen muss, ist das gesamt immer noch deutlich unter einem Euro (30 Rupien ca. 45 Cent).

Brücke und Fluss mit natürlichem Pool

Man erreicht die Brücke, überquert diese und kann dann die Natur genießen. Der Fluss unterhalb der Brücke hat klares, sauberes Wasser und man kann nun entweder schwimmen gehen oder auf einem der Steine die Sonne genießen. Schwimmen sollten hier aber nur Männer, Frauen würde ich davon abraten.

Wer Energie hat, kann weitermarschieren zu der Double Decker Bridge. Hierzu kann ich nichts berichten, in unserer 9 Personen Gruppe wollte niemand weiterlaufen. In den unten verlinkten Blogartikeln findet man weitere Informationen dazu.

Aufstieg von der Brücke

Was uns alle abgehalten hat weiterzulaufen, war die Aussicht auf den Aufstieg. Der Abstieg war bereits 2000 Stufen, zur Double Bridge sind es angeblich 1500 weitere Stufen.
Ich halte mich für einigermaßen fit, trainiere regelmäßig und traue mich durchaus Dinge zu. In unserer Gruppen waren Fußballer, Marathonläufer und weitere Sportler. Dennoch, mit dem Rückweg hatten wir alle zu tun. Es geht 2000 Treppenstufen bergauf. Das dauert und ist anstrengend. Wir trafen auf dem Rückweg mehrere untrainierte, dafür wohlhabende indische Familien, die riesige Probleme mit dem Rückweg hatten. Einige haben sichtbar gelitten und sind nur weitergelaufen, weil es keine andere Wahl gab.

Unsere Touristenführer hat uns im Ziel gelobt mit der Aussage: Wir laufen besser hier hoch als die indischen Besucher. Wie ernst man das nehmen muss ist eine andere Frage. Es sollte nur klar sein, worauf man sich hier einlässt.

Aussicht von den Treppen und Klima der Region

Vor allem beim Abstieg hat man einen großartigen Blick auf Berg und Tal, auf Natur und unberührte Gegenden. Es ist tatsächlich grün und sauber hier, für Indien sehr außergewöhnlich. Die Gegend ist eher feucht, Cherapunjee ist der „nasseste Ort der Welt“ (daher manchmal auch Schottland des Ostens).

Das Klima hier ist feuchter als im Rest Indiens und auch kühler. Viele Inder nennen es kalt, das ist aber relativ. Für mich war das hier immer noch Sommer, gerade um die Mittagszeit ist es wirklich warm. Die vielen Treppenstufen machen es nicht besser, es ist heiß und die Sonne brennt. Unbedingt eine Kopfbedeckung mitbringen und Sonnencreme. Regen haben wir in den 3 Tagen in Cherapunjee nicht erlebt. Auch das Gras war stellenweise braun, sichtbar trocken.

Erreichbarkeit und abschließende Bemerkungen

Die Root Bridges sind ein spektakuläres Schauspiel, etwas völlig anderes und völlig neues. Die umgebende Natur ist recht schön, unberührt, grün und sauber. Hier zeigt sich ein ganz anderes Bild von Indien als das der großen Städte. Daher definitiv ein Ausflug wert.

Meghalaya erreicht man über Assam. Am besten über Delhi nach Guwahati fliegen und ab dort mit einem Privatfahrer weiter (ca. 160 km, 5 Stunden). Es gibt auch öffentliche Busse. Ab Guwahati entweder in Shillong oder Cherapunjee übernachten und dann in einem Tagesausflug die Root Bridges besuchen. Die Anfahrt zu den Brücken selbst haben wir dem Fahrer überlassen, das war am Einfachsten. Wie so oft im Nordosten befindet man sich weit abseits der Touristenrouten. Einige Inder aus anderen Gegenden machen hier selbst Urlaub. Andere Europäer haben wir überhaupt nicht gesehen. Auch ist alles entspannt, die Leute sind freundlich und offen. Man wird in Ruhe gelassen und nicht belästigt.

Weitere Informationen zu den Root Bridges, auch zu anderen Root Bridges in Meghalaya und wie man diese am besten erreicht findet man in diesen beiden Blogeinträgen (beide in Englisch)

https://www.atlasobscura.com/places/root-bridges-cherrapungee

https://www.tripsavvy.com/meghalaya-living-root-bridges-1539122

Getränke kann man überall kaufen, auch Cola und andere süße Dinge. Dennoch würde ich zur Sicherheit eine Flasche Wasser mitnehmen. Mehr ist aber nicht nötig, man braucht keinen schweren Rucksack voller Wasserflaschen mitschleppen.

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