Reisetipps Indien

Indien – ein extreme Herausforderung, eine Grenzerfahrung sonders gleich. Das ist definitiv so. Man muss hier einiges, was man von daheim kennt über Bord werfen und bereit sein, sich auf Neues einzulassen. Das ist es auch, was Indien ausmacht, und warum man herkommen sollte. Damit das jedoch gelingt und man seinen Indien Aufenthalt positiv abschließt, hier einige Vorschläge, wie es klappen könnte.

Andere Kultur In Indien

In Indien herrscht eine andere Kultur und andere Regeln als in Deutschland. Oft sind diese Dinge in Indien nicht einheitlich oder für das komplette Land gültig geregelt. Es gilt, sich dieser Kultur anzupassen und die Regeln zu akzeptieren.

Bei Reizüberflutung Pause machen

Indien ist eine komplette Reizüberflutung. Es gibt unendlich viele Impressionen, man sieht ein Leben das völlig anders als in Europa oder der USA ist. Hier hat jeder einen anderen Punkt der Reizüberflutung, jeder wird diesen Punkt irgendwann in Indien mal erreichen. Daher gilt es, wenn man eine Pause benötigt, diese auch zu machen. Sei es durch einen gemütlichen Nachmittag im eher westlichen Kaffee, im schicken Restaurant oder im Hotelzimmer. Auszeiten sind in Indien wichtig, sonst ist man irgendwann völlig erledigt. Daher unbedingt akzeptieren, wenn man seine Belastungsgrenze erreicht hat und dann eine Pause machen.

Einschränkungen für Touristen: Kleidungsregeln für Frauen und Männer

Die Freiheitsrechte der Frauen, die wir in Deutschland, Europa und im Westen insgesamt haben reisen nicht mit. Das muss man sich klar machen. Indien ist ein Land im Wandel, viele Inderinnen, vor allem jüngere, gebildete, begehren gegen starre Regeln auf. Das heißt, man wird immer wieder Inderinnen in knappen Kleidern, kurzen Hosen, Hotpants und Trägertops sehen. Das heißt aber nicht, dass es für Weiße in Ordnung ist, das auch zu tragen. Grundsätzlich sind die Bekleidungsregeln in Indien eher streng: Kleidung sollte lang, locker ansitzend und nicht zu figurbetont sein. Wie man das umsetzt, bleibt einem selbst überlassen. Für mich heißt es: Hosen bis über die Knie, keine Oberteile mit Ausschnitt, T-Shirts mit Ärmeln über die Schulter und niemals sichtbare BH-Träger. Aus meiner Sicht nicht gehen die typisch deutschen Sommeroutfits wie Wickelrock, ärmelloses Shirt und kurze Hosen. Nur weil es in Indien warm ist, heißt das nicht, dass alle im hochsommerlichen Outfit rumlaufen. Wenn es sehr warm ist, helfen Sandalen um die Wärme etwas zu bekämpfen. Am besten Sandalen statt Turnschuhe anziehen und es ist gleich deutlich angenehmer in den langen Hosen.

Männer können vieles anziehen, aber auch hier sollte man bekleidet bleiben und nicht ganz ohne T-Shirt rumlaufen. Auch zu kurze Hosen sind unüblich. Indische Männer sind tendenziell schick gekleidet, häufig in Stoffhose und Hemd. Daher sollte man nicht zu leger und casual aussehen. Hemden und T-Shirts sind in allen Varianten in Ordnung (solange sie Ärmel haben), Hosen sollten schon bis zu Knie reichen. Auch Männer können auf Sandalen ausweichen, wenn es zu warm ist. Ein typisches Urlaubs- oder Badeoutfit ist aber in allen Fällen unpassend.

Dennoch sollte man sich immer klar machen: in indischer Wahrnehmung steht zu viel sichtbare Haut immer für „quasi nackt“. Einfachste Lösung für beide Geschlechter ist: Jeans und T-Shirt. Damit liegt man nie falsch.

Reisetipps und Einschränkungen für Frauen

Tagsüber kann man aus meiner Sicht überall alleine laufen. Nachts sollte man aber etwas mehr aufpassen.

Es gibt immer wieder Nachrichten, dass in Indien Touristinnen vergewaltigt und sexuell belästigt werden. 100%ige Sicherheit gibt es nie, aber man kann das Risiko mit einigen Verhaltensmaßnahmen minimieren. Goa ist z.B. liberaler und die Dinge sind dort oft etwas einfacher. Das könnt Ihr hier nachlesen.

a. Ich würde nicht alleine im Bikini rumlaufen, auch nicht am Strand. Ich gehe nur ins Wasser und zurück zum Hotelzimmer. Für indische Männer ist eine Frau im Bikini quasi nackt. Auch wenn es dem Stand der Feministenbewegung hier in Deutschland widerspricht, zu wenig Kleidung gilt hier immer noch als Aufforderung. Zum Sonnenbaden und Spaziergängen in Bikini ist Indien nicht das richtige Land.

b. Grundsätzlich immer vorsichtig mit alleinstehenden Männern, die einen anquatschen. In Indien ist es höflich, bei einem Ehepaar nur mit dem Mann zu reden und die Frau gänzlich außen vor zu lassen (bei uns in Europa das Gegenteil). Ein Mann, der in Indien eine Frau anspricht, verhält sich für indische Verhältnisse schon sehr unhöflich und respektlos. Oder sie tun es, weil sie es aus den amerikanischen Filmen und Serien so kennen. Dennoch: nicht drauf eingehen! Von keinem Mann ansprechen lassen, bei niemanden mitfahren, nicht die Telefonnummer weitergeben und auf keinen Fall mit nach Hause gehen, egal wie freundlich das Angebot klingt („Ich fahr dich auf meinem Roller nach Hause“.) Sowas niemals machen!

c. Nicht in der Öffentlichkeit trinken, betrunken sein und zu exzessiv feiern. Für solche Urlaube solltet ihr besser zum Ballermann, in Indien ist man für damit falsch (auch in Goa auf den Partystränden!). Wenn Alkohol, dann maximal im Hotel unter Freunden, niemals in der Öffentlichkeit. Besser wäre es, sich gar nicht zu betrinken. Eine betrunkene Frau ist für Inder eine Einladung! (Ich weiß, in Europa sehen wir solche Sätze als extrem antifeministisch an.)

d. Wenn ihr den Weg sucht, oder Hilfe braucht, fragt das eigene Geschlecht. Frauen fragen nur Frauen und Männer nur Männer. Damit geht man auf Nummer sicher, und es kann gar nichts passieren.

Was ist höflich und was ist unhöflich?

Die meisten kulturellen Missverständnisse entstehen meiner Ansicht nach daraus, was als höflich gilt und was eben nicht. in Indien gilt es als unhöflich, nein zu sagen. Das heißt, ein direktes nein hört man praktisch nie. Das nein kommt nur sehr indirekt daher, wir verstehen es fast nicht. Beispiel: „Können wir auf skype reden? – Mein Laptop ist kaputt.“
In Deutschland stellt man eine Frage einmal, erhält eine Antwort und so ist dann die Faktenlage. In Indien ändern sich die Fakten oft, wenn man mehrmals fragt, nachhakt und dranbleibt. Das wäre für deutsche Verhältnisse aufdringlich oder sogar bescheuert, ist in Indien aber normal. Daher energisch nachfragen, auch mehrmals um ans Ziel zu kommen.
Insgesamt gilt, man muss energisch sein. Energisch heißt nicht unfreundlich oder unhöflich, sondern einfach nur entschlossen. Unsicherheit führt sofort dazu, dass man abgezockt oder reingelegt wird. Es ist nicht unhöflich, energisch zu sein. Das wäre es nur bei uns in Deutschland.

Preise sind auf die Produkte gedruckt

Preise für beispielsweise Wasser und Cola stehen auf den Flaschen. Wenn man die Flasche gekühlt kauft, darf sie ein ganz klein wenig teurer sein (1 – 2 Rupien). Mehr aber nicht. Wenn sonst irgendwas erzählt wird, ist es unwahr. Die Produkte kosten immer gleich, egal wo (außer im Restaurant, da kostet es, was auf der Karte steht). Aber alles andere, was erzählt wird ist unwahr! Wasserflaschen sind mit Plastik am Deckel versiegelt, fehlt das Siegel ist Leitungswasser in der Flasche (Stichwort für Flaschenwasser „Bisleri“)!

Kontakt zwischen Männern und Frauen

Der Umgang zwischen Männern und Frauen in der Öffentlichkeit in ein Anderer. Küssen und Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind unangemessen und sollten vermieden werden. Auch hier wird man indische Paare sehen, die genau das Gegenteil tun. Das sind aber indische Paare, die sich gegen ihre eigenen Regeln wenden. Für Deutsche/Weiße gilt das nicht. Es ist besser, sich hier sehr zurückzuhalten.

Als Paar auf Reisen und nicht verheiratet? Macht es euch einfacher und behauptet einfach, ihr seid verheiratet. Das macht erleichtert das Leben in Indien sehr. Der Respekt vor Ehe und Familie ist sehr hoch, höher als bei uns.

Vorankommen dauert in Indien: Rikschas, Busse, und wenig öffentlicher Personennahverkehr

Immer berücksichtigen müsst ihr: die Wege in Indien sind lang, es dauert bis man von A nach B kommt. Gerade Überlandfahrten sind wirklich anstrengend und ziehen sich sehr in die Länge. Es fahren immer noch sehr viele langsame Fahrzeuge durch die Gegend (Rikschas, große LKWs, aber auch Fahrräder und Holzkarren). Nicht unterschätzen, wie lange man braucht. Für lange Fahrten gibt es Nachtbusse („Sleeper Busses“), die sind recht gut um die die Zeit rumzukriegen und nicht sehr teuer.

In den großen Städten gibt es keinen öffentlichen Personennahverkehr wie wir ihn aus Europa und den USA kennen. Es gibt immer wieder Bauvorhaben für U-Bahnen (Stichwort Metro), aber flächendeckend angeschlossen sind die großen Städte nicht. Man kann überall Bus, Rikscha und Taxi fahren. Der Verkehr ist aber völlig chaotisch. Es dauert auch hier einfach seine Zeit von A nach B zu kommen.

Sofern man einen Flughafen in der Nähe hat, kann man Fliegen. Es gibt einige indische Billigairlines (Spicejet, Indigo, Air Asia usw.) und man kann so größere Strecken am besten zurücklegen. Die Flüge haben sich stark verbessert und laufen inzwischen recht reibungslos. Es werden immer mehr indische Flughäfen gebaut und man kann so schon recht viele Orte erreichen.

Man wird Fotografiert

Man muss damit rechnen immer mal wieder fotografiert zu werden. Manchmal ungefragt, manchmal wird man angesprochen um ein Gruppenfoto mit fremden Personen zu machen. Nein sagen geht natürlich immer. Ich fand es immer unangenehm, nur aufgrund meiner Hautfarbe interessant zu sein, und will das mit den Gruppenfotos am liebsten gar nicht. Das muss aber jeder selbst entscheiden.

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